Sprachlernstrategien zum Wortschatzlernen in Deutsch als Zweitsprache

 Sprachlernstrategien zum Wortschatzlernen in Deutsch als Zweitsprache

Masterarbeit von Mareen Pascall

Unter diesem Titel wurde am 21.06.2023 eine Masterarbeit am Seminar für Sprachwissenschaft der Universität Erfurt eingereicht, die sich mit der Vermittlung von Lernstrategien zum Wortschatzlernen im Integrationskurs beschäftigt. Die Verfasserin Mareen Pascall unterrichtet am IIK Erfurt und hat am IIK Befragungen zur Verwendung und Vermittlung von Strategien sowohl unter Teilnehmenden eines Integrationskurses als auch unter den Lehrkräften durchgeführt. Zur Datenerhebung gehörte außerdem die Analyse des Lehrwerks „Pluspunkt Deutsch – Leben in Deutschland“ (Cornelsen) und Daten aus dem Lehrtagebuch der Autorin.

Die Forschungsfrage lautete, welche Sprachlernstrategien zum Wortschatzlernen sich in der im Integrationskurs zur Verfügung stehenden knappen Zeit besonders gut für die Vermittlung eignen. Dies sind die folgenden zehn Strategien:

Zum Lernen neuer Wörter:

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Sich die Wörter anhören und nachsprechen

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Kollokationen aus Nomen und Verb zusammen lernen

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Das neue Wort zusammen mit thematisch passenden, bereits bekannten Wörtern notieren und lernen

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Wörter einer Wortfamilie zusammen lernen

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Assoziogramme anfertigen, d.h. Wörter zu einem Thema als Wortigel oder Wörter­netz visualisieren und zusammen lernen.

Zum Wiederholen und Erinnern neuer Wörter:

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Neue Wörter in regelmäßigen Abständen wiederholen, z.B. einmal pro Woche

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Auf wichtige Teile des Worts schauen, um sich an die Bedeutung zu erinnern.

Zum Einüben und Anwenden neuer Wörter:

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Das neue Wort gleich beim Sprechen oder Schreiben ausprobieren

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Mit dem neuen Wort einen sinnvollen Satz schreiben

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Typische Satzanfänge auf Deutsch lernen und beim Sprechen benutzen.

Diese Strategien konnten in der Studie bei Teilnehmenden an Integrationskursen als affektiv und kognitiv Erfolg versprechend identifiziert werden. Als besonders aussagekräftig ist zu bewer­ten, dass eine weitgehende Übereinstimmung zwischen der Beliebtheit dieser Strategien bei den Lernenden und der Beurteilung als absolut geeignet seitens der Lehrkräfte besteht. Nach dem bishe­rigen Kenntnisstand könnten sich Lehrkräfte in Integrationskursen als Ausgangspunkt auf die Ver­mittlung dieser zehn Strategien fokussieren.

Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass eine große Bandbreite unter den bevorzugten Lernstrategien bei den Kursteilnehmenden besteht, so dass darüber hinaus möglichst vielfältige Lernstrategien anzubieten sind. Zudem ist das bloße Nennen von Lernstrategien als Tipp oder die Empfehlung von Strategien für das häusliche Lernen wenig erfolgversprechend. Stattdessen sollten alle Lernstrategien innerhalb der gemeinsamen Unter­richtszeit eingeführt, geübt und wiederholt werden. So können sich Lernende mit einer neuen Stra­tegie vertraut machen, bei Bedarf Hilfestellung erhalten und über den Strategieeinsatz in Partner- oder Gruppenarbeit reflektieren. Auf diese Weise können Lernstrategien zunehmend autonom ausgewählt, eingesetzt und auf neue Aufgaben transferiert werden. Der Nutzen einer effektiven Vermittlung von Lernstrategien reicht dabei über den Integrationskurs hinaus, da die Lernenden auch in folgenden Sprachkursen oder in anderen Weiterbildungszusammenhängen von der Verwendung für sie geeigneter Lernstrategien profitieren können.

Bezüglich der im Lehrwerk angebotenen Lernstrategien konnte beobachtet werden, dass sie von den meisten Lernenden nicht von sich aus beachtet werden, selbst wenn sie graphisch hervorgehoben sind und neben einer Abbildung und Übung stehen. Folglich bleibt es auch mit einem guten Lehrwerk Rolle der Lehrkraft, die Lernenden mit der systematischen Verwendung von Lernstrategien vertraut zu machen, während das Lehrwerk nur die Funktion der Visualisierung und Referenz für ein späteres selbstständiges Wiederaufgreifen erfüllen kann.

Aufgrund der mangelhaften Forschungslage im Bereich Lernstrategien zum Wortschatzlernen in Deutsch als Zweitsprache für Erwachsene stellt diese Arbeit in vielerlei Hinsicht lediglich einen ersten Ansatzpunkt dar. Die Operationalisierung von Lernstrategien, die Verknüpfung von Lernstrategien mit den Lernstildimensionen und die Messbarkeit der Effektivität von Strategietrainings zum Wortschatzlernen sind nur einige der bislang wenig bearbeiteten Problemfelder. Eine Fortführung und Ausweitung der Befragung von Sprachkursteilnehmenden und Lehrkräften wäre ebenfalls von hoher Relevanz. Bei Interesse an den Ergebnissen dieser Arbeit und daran anknüpfenden Forschungsthemen kann die vollständige Arbeit gern über https://www.researchgate.net bei Mareen Pascall angefordert werden.